Coretfal zu Besuch beim Liederkranz
Mit Esprit, Herzlichkeit und temperamentvoller Musik erobert der brasilianische Chor „Coretfal“ die Herzen der Usenbörner
(cbl). „In Usenborn herrscht auch gerade die Regenzeit, nur, dass der Regen hier 20 Grad kälter ist als in Brasilien”, waren die ersten Worte, mit denen Robert Wegener die brasilianischen Gäste begrüßte. Gespannt hatten die Zuschauer die Ankunft der lateinamerikanischen Gäste erwartet, die der Gesangverein Liederkranz zu einem kulturellen Chorerlebnis eingeladen hatte.
Es sollten nur wenige Minuten vergehen, ehe der Esprit der Südamerikaner, ihre Herzlichkeit und Ausstrahlung den Saal mit Wärme und Sonne füllte und damit den verregneten Sonntag abzulösen schien. Dass der Männergesangverein Liederkranz jedes Jahr einen Chor zum Gastsingen einlädt, ist den meisten Bewohnern des Ortenberger Stadtteils Usenborn bekannt - dass aber dieses Jahr ein brasilianischer Chor die Ehre haben würde, überraschte sogar die meisten Liederkranz-Sänger. Eher zufällig konnten Vorsitzender Robert Wegener und Chorleiter Matthias Schmitt den international tätigen Chor „Coretfal“ für die kleine Gemeinde gewinnen: Nach der Absage eines heimischen Gastchores im Frühjahr engagierten sie die brasilianischen Gäste, die am internationalen Chorwettbewerb „Heart of Europe“ teilgenommen hatten, der von Schmitts weiterem Chor „DelicaTon“ aus Freigericht in Gelnhausen ausgerichtet wurde.
„Da die Brasilianer - im Gegensatz zu den anderen 24 Chören - geplant hatten, länger zu bleiben, ergriffen wir die Gelegenheit und luden sie nach Usenborn ein“, berichtete Wegener, der auch Sänger beim Chor „DelicaTon“ ist. „Wir wollten den Sängern der Region die Möglichkeit geben, zu sehen, was Chormusik ist“, erzählte der Vorsitzende weiter. Auch der brasilianische Chor „Coretfal“, der sich das Kennenlernen von anderen Kulturen und die Verbreitung der Musikkultur Brasiliens in der Welt auf die Fahne geschrieben hat, habe sich sehr über die Einladung in ein „little german village“ (kleines deutsches Dorf) gefreut.
Die typische Kultur des oberhessischen Dörfchens konnten die Gäste dann schließlich bei Blechkuchen und Krustenbraten aus dem Backhaus sowie Bier vom Fass erleben - eine geplante Rundfahrt mit dem Traktor sowie ein Umtrunk in den Feldern Usenborns konnten wegen des schlechten Wetters nicht stattfinden. Begleitet wurden die Gäste dabei stets von Dora Böhm, die selbst aus Brasilianen kommt und nun schon seit mehr als 25 Jahren mit ihrem Ehemann in Usenborn lebt. Ihr und ihrem Sohn war es auch zu verdanken, dass die Usenbörner erfahren konnten, was die südamerikanischen Gäste berichteten, fungierten die beiden doch als Dolmetscher und Reiseführer der Gruppe.
Der Dank der Südamerikaner für die Gastfreundschaft fiel groß aus: „Coretfal“ versetzte die Zuschauer mit einem überwältigenden Auftritt in Gänsehautstimmung. Der brasilianische Esprit, die Freude am Singen und Tanzen bescherte den Zuschauern ein unvergessliches Chorerlebnis. So präsentierten sich die jungen Künstler aus Maceió zu Beginn ihrer Vorstellung als wilde Tiere aus dem Urwald und „imitierten die Stimmen naturgetreu“, berichtete auch Besucherin Monika Wagner. Das ausgefallene Programm der Brasilianer wurde mit Gesangseinlagen des Liederkranzes unterstrichen, der die Bewirtung der Gäste aus der eigenen Tasche übernommen hatte. „Wir wollen Teil an anderen Kulturen haben“, berichtete Robert Wegener zu Beginn der Veranstaltung. Die hohen Erwartungen - da waren sich die Veranstalter sicher - haben die Gäste bei Weitem übertroffen.
Kreisanzeiger v. 19.08.2010